Man hört es in den Nachrichten, im Radio, es wird gewarnt, was das Zeug hält und dennoch hat man das Gefühl "Was soll die ganze Aufregung? Hier hat's ja kaum geregnet, geschweige denn geblitzt."
Und doch im Westen und Südwesten des Landes hat es am gestrigen Freitag ganz ordentlich geblitzt und gedonnert. Von 14 Uhr am Freitag bis 02 Uhr früh des Folgetages gab es etwa 55000 Blitze über Deutschland.
Auch wenn die Vorabinformationen vor schweren Gewittern (Unwetter) des DWD recht umfangreich ausgegeben worden waren, gab es natürlich und zum Glück nicht überall entsprechende Entwicklungen. Meist waren die Gewitter eher "normaler" oder nur etwas stärkerer Natur.
Doch es gab sie, die wirklichen Unwettergewitter. In Geisenheim wurden gestern zum Termin 19 Uhr 52 mm in einer Stunde gemessen, davon fielen 36 mm sogar innerhalb von nur 19 Minuten. So wundert es einen nicht, dass etliche Keller und Straßen in dieser Region überflutet worden. Und doch, in Ingelheim, nur wenige Kilometer von Geisenheim entfernt, wurde nur ein eher leichtes Gewitter erlebt.
Gewitter sind bekanntermaßen meist kleinräumige Phänomene. Aber auch wenn, wie gestern eine Konvergenz (Gebiet, wo sich bevorzugt Gewitter bilden können) über die Region zieht, heißt es nicht, dass überall entlang dieser "Linie" die Gewitter gleichmäßig stark und verteilt sind. Es gibt in der Regel nicht die eine Gewitterzelle, die über Stunden mit gleicher Intensität an einem Ort bleibt oder über das Land zieht. Gewitterzellen entwickeln sich immer neu. Es werden gewaltige Luftmassen in kürzester Zeit umgewälzt. So entstehen (zumindest bei langlebigen Gewitterzellen) andauernd neue sogenannte Tochterzellen, wobei die ursprünglichen "Mutterzellen" relativ rasch absterben bzw. zusammenfallen. Aus den Tochterzellen werden Mutterzellen und der Kreislauf beginnt von vorne.
Gestern, entlang dieser "Gewitterlinie" war es auch so. Die Gewitterzellen haben sich immer wieder neu gebildet, mal mehr und mal weniger intensiv. Sodass es, obwohl die Struktur der Konvergenz sich über mehrere hundert Kilometer erstreckte, immer mal wieder "Lücken" gab, wo die Intensität der Gewitter kaum der Rede wert war. Lokal entwickelten sich die Gewitter jedoch so stark, dass hunderte Notrufe die Feuerwehren aufgrund von vollgelaufenen Kellern oder Überschwemmungen erreichten.
Heute werden vor allem im Osten des Landes schwere Gewitter aufgrund heftigen Starkregens über 25 mm in einer Stunde erwartet. Und obwohl die Vorabinformation vor schweren Gewittern erneut flächendeckend erteilt wurde, ist jetzt schon klar: Es wird (zum Glück) nicht überall so schlimm kommen. An einigen Orten ist es wahrscheinlich, dass wieder Unwetterschellen überschritten werden. Evtl. werden dann wieder mehr als 40 mm in kurzer Zeit gemessen.
Daher behalten Sie bitte heute die Wetter- und Warnlage im Blick und informieren Sie sich unter www.wettergefahren.de oder in der neuen DWD WarnWetter-App über die aktuelle Wetterentwicklung.
Dipl.-Met. Christina Speicher
Deutscher Wetterdienst