Wer kennt das nicht: Bei schwülem Wetter macht uns der Kreislauf zu schaffen, bei Föhn brummt der Kopf und einige Menschen klagen bei einem Wetterumschwung über schmerzende Narben. Da stellt sich doch die Frage: Welchen Einfluss hat das Wetter auf unseren Körper wirklich und was ist Wetterfühligkeit überhaupt?
Eine ganze Wissenschaft, die sogenannte Medizin-Meteorologie, befasst sich mit diesen Fragestellungen, also mit den Reaktionen des Organismus auf die täglichen Wettererscheinungen. Ärzte und Meteorologen haben dabei drei verschiedene Arten des Wechselspiels zwischen Wetter und Mensch festgelegt:
1)Wetterreaktion Die schwächste Stufe beschreibt die Tatsache, dass Menschen wetterreagierend sind - und zwar alle. Damit unser Körper seine Temperatur von 37 Grad aufrechterhalten kann, muss er ständig auf die Temperatur der Umwelt reagieren. Das nehmen wir nur wahr, wenn wir stark schwitzen oder frieren. Bei "normalem" Wetter bemerkt man aber nichts von diesen Regulationsmechanismen, die das Nerven- und Hormonsystem beeinflussen. 2)Wetterfühligkeit Unter dem Begriff Wetterfühligkeit versteht man das Phänomen, dass manche Menschen die eigene Körperreaktion auf das Wetter verstärkt subjektiv wahrnehmen. Diese Menschen haben eine erhöhte Ansprechbarkeit bzw. eine erniedrigte Reizschwelle ihres vegetativen Nervensystems. Allerdings ist Wetterfühligkeit keine eigenständige Krankheit wie z.B. Migräne. Vielmehr verstärken bestimmte Wetterlagen bei einigen Menschen Beschwerden wie die Tendenz zu Kopfschmerzen. Auch Konzentrationsstörungen, Schlafprobleme und Gelenk- oder Narbenschmerzen werden häufig beobachtet.
Vor allem bei Wetterumschwüngen, die meist mit Warm- fronten einhergehen, oder auch bei Gewittern klagen Wetterfühlige über die oben genannten Beschwerden. Eine Darstellung der Krankheiten, die durch Wettereinfluss gehäuft auftreten, ist rechts unter der Rubrik Thema des Tages [mehr] zu finden.
Ein Beispiel für die Wechselwirkung zwischen Wetter und dem menschlichen Organismus ist der Einfluss der Temperaturregulation auf den Blutdruck: Hinter einer Kaltfront wird meist kühlere Luft herangeführt, sodass der Körper versucht, die Abgabe von Wärme zu verringern. Dafür werden unter anderem die äußeren Blutgefäße verengt und der Blutdruck steigt kurzfristig. Meist sind diese Änderungen sehr klein, aber wer ohnehin schon unter Bluthochdruck leidet, kann solche Variationen spüren. Umgekehrt macht plötzliche Wärme Menschen mit niedrigem Blutdruck zu schaffen: Damit der Körper abkühlt, erweitert er die Blutgefäße, wodurch allerdings der Blutdruck noch weiter absinkt.
3)Wetterempfindlichkeit Ältere oder chronisch kranke Menschen können nicht nur wetterfühlig, sondern richtig wetterempfindlich sein, was dann durchaus Krankheitswert hat und gefährliche Auswirkungen haben kann. Gerade bei starken Hitzewellen sterben immer wieder Menschen, bei denen das Herz-Kreislauf-System überfordert war.
Damit der Organismus trainiert wird und lernt, sich anzupassen, empfehlen Medizin-Meteorologen auch bei Kälte, Wind und Regen rauszugehen. Ebenso sind Saunabesuche, ein geregelter Schlafrhythmus und eine ausgewogene Ernährung wichtig. Und wer dann noch eine positive Lebenseinstellung an den Tag legt, kann ganz nach dem Ohrwurm "I'm singing in the rain" der eigenen Wetterfühligkeit trotzen.
Dipl.-Met. Magdalena Bertelmann
Deutscher Wetterdienst