Im gestrigen Thema des Tages wurden die Wetterextreme am 1. Mai behandelt. Wie extrem Ende April das Wetter sein kann und wie nahe Sommer und Winter zusammenliegen können, zeigt die Wetterlage zu Beginn dieser Woche, die in manchen Regionen einen Temperatursturz von bis zu 20 Grad brachte.
Im Nordwesten Deutschlands floss mit einer nordwestlichen Strömung kalte Polarluft ein. Gleichzeitig wurde die Südosthälfte mit südöstlichen Winden von feuchten und warmen subtropischen Luftmassen beeinflusst. Dadurch bildete sich eine markante Luftmassengrenze, die quer über Deutschland lag. Während im Nordwesten lediglich Höchsttemperaturen von 8 bis 11 Grad erreicht wurden, gab es im Südosten mit viel Sonnenschein 20 bis 25 Grad mancherorts sogar einen Sommertag. Doch dieser Temperaturgegensatz blieb nicht ohne Folgen. Entlang der Luftmassengrenze bildeten sich am Montagnachmittag in einer Linie vom Schwarzwald bis zur Lausitz schwere Gewitter, die teils mit Hagelmassen, Starkregen und einzelnen Sturmböen einhergingen. In Wolfach im Bayerischen Walde brachten die Gewitter zum Beispiel 53 mm Niederschlag. Dies entspricht etwa der Hälfte des dort üblichen Monatsniederschlags. Aber auch in Sachsen kam es örtlich zu Überflutungen. Mancherorts färbte eine Hageldecke die Landschaft weiß.
In der Nacht zum Dienstag und am Dienstag kam die Luftmassengrenze südostwärts voran, sodass Deutschland vollständig von der kalten Polarluft geflutet wurde. Damit ging in der Südosthälfte ein Temperatursturz von bis zu 20 Grad einher. Am Nordrand von Fichtel- und Erzgebirge, sowie am Lausitzer Bergland staute sich die schwere Kaltluft. Kräftiger Niederschlag sorgte dort für weitere Abkühlung, sodass sich ein "Kaltluftsee" ausbildete. So gingen die Niederschläge bis in Lagen von 250 m in Schnee über. Im sächsischen Chemnitz, wo am Tag zuvor noch eine Höchsttemperatur von 21 Grad gemessen wurde, lagen die Mittagstemperaturen am Dienstag bei Schneefall nur noch knapp über 0 Grad. Oberhalb von etwa 400 m blieb der Schnee in den Nordstaulagen des Erzgebirges sogar liegen. Etwa 3 bis 7 cm Schnee sorgten dort für Verkehrsbehinderungen.
In der Nacht zum Mittwoch gab es dann in fast ganz Deutschland verbreitet Frost. Die kältesten Stationen waren Oberstdorf mit -3,9 Grad und Eslohe im Sauerland mit -3,7 Grad.
Solche Wetterextreme sind Ende April nichts Ungewöhnliches. Die Ursache dafür ist, dass der Kontinent im Norden noch relativ kalt ist, sich aber Südeuropa und Nordafrika durch den hohen Sonnenstand schon deutlich erwärmen konnten. Somit können sich stärkere Temperaturgegensätze aufbauen. Stark wechselhaftes Wetter wird also nicht umsonst auch als Aprilwetter bezeichnet.
Dipl.-Met. Christian Herold
Deutscher Wetterdienst