Der Frühling startet nun richtig durch. Das Voranschreiten der Jahreszeit ist deutlich spürbar - die Tage werden länger, die Sonne immer kräftiger. Auch die Großwetterlage meint es derzeit gut mit uns, denn bis mindestens einschließlich Mittwoch scheint die Sonne von einem oft nur gering bewölkten Himmel.
Doch so wie jede Medaille hat auch das aktuelle Wetter eine Kehrseite. Im Tagesthema vom gestrigen Montag (13.04.2015, siehe www.dwd.de/tagesthema) wurde bereits das Niederschlagsdefizit und die ansteigende Waldbrandgefährdung angesprochen, die mit dem anhaltenden Hochdruckwetter einhergehen. Doch eine weitere, nicht zu verachtende Gefährdung geht von der Sonnenstrahlung direkt aus: Die Sonnenbrandgefahr.
Je höher die Sonne über dem Horizont "steht", desto mehr Sonnenstrahlung kann die Atmosphäre durchdringen und bis zum Erdboden gelangen. Die Sonnenstrahlung beinhaltet einen für die Haut des Menschen potenziell gefährlichen Anteil, die Ultraviolett-Strahlung oder kurz "UV-Strahlung". In der höheren Atmosphäre wird UV-Strahlung zwar durch das dort besonders hochkonzentrierte Ozon absorbiert, doch ein Teil der UV-Strahlung dringt auch trotz "UV-Schutzschirm" bis zum Erdboden vor. Dadurch steigt die Sonnenbrandgefahr für die Menschen am Erdboden deutlich an, vor allem, wenn es so sonnig ist wie zurzeit in vielen Regionen Deutschlands.
Die UV-Strahlung ist besonders energiereich und kann der Haut daher auch in besonderem Maße schaden. Bei Überdosis zerstört sie die Zellen der obersten Hautschicht, wodurch Rötungen, Juckreiz und sogar Blasen hervorgerufen werden können. Auch die Gefahr von Hautkrebs steigt bei übermäßigem Sonnenbaden deutlich an. Da die UV-Strahlung im Gegensatz zur sichtbaren Sonnenstrahlung und der wärmenden Infrarotstrahlung weder sichtbar noch direkt spürbar ist, bemerken die Menschen in der Regel nicht, dass sie auf dem besten Wege sind, sich einen Sonnenbrand "einzufangen".
Mithilfe des UV-Indexes (UVI) erfolgt eine Abschätzung der während eines Tages maximal erreichten Intensität der UV-Strahlung. Der UVI wird unterteilt in mehrere Stufen. In Deutschland werden meist Werte zwischen 1 (geringe UV-Strahlung) und 10 (sehr hohe UV-Strahlung) erreicht, höhere Werte bis 16 oder 17 (extreme UV-Strahlung) treten zum Teil in den Subtropen und Tropen auf. Wichtig ist nun, dass dieser Index völlig objektiv ist und nicht direkt die Sonnenbrandgefährdung für einen einzelnen Menschen angibt. Man kennt ja die Ungerechtigkeit. Die einen rekeln sich scheinbar stundenlang am Pool in der Sonne, ohne je von Sonnenbrand bestraft zu werden, während sich die anderen schon nach einem kurzen Weg zur Strandbar später mit juckenden Rötungen der Haut präsentieren.
Hier kommen nun die unterschiedlichen Hauttypen zum Tragen. Eine weitläufig bekannte Einteilung bezüglich der Sonnenempfindlichkeit der Haut wurde 1975 vom amerikanischen Dermatologen Thomas Fitzpatrick entwickelt. Nach Fitzpatrick gibt es 6 Hauttypen, die jeweils eine bestimmte Eigenschutzzeit aufweisen. Die Eigenschutzzeit beschreibt die Zeitdauer, für die man ungebräunte und ungeschützte Haut der Sonne aussetzen kann, ohne dass die Haut rot wird. Menschen mit einem Keltischen und Nordischen Hauttyp (sehr hell) sollten sich der Sonne nach Möglichkeit nie ungeschützt aussetzen. Schon ab einem UVI von 3 bis 4 droht hier ohne zusätzlichen Schutz nach wenigen Minuten ein Sonnenbrand. Der Mischhauttyp (mittlere Hautfarbe) kann sich bei vergleichbarem UVI immerhin bis zu einer halben Stunde der Sonne aussetzen, ohne abends rote und stark juckende Haut bestaunen zu müssen. Der Mediterrane und Dunkle Hauttyp darf sich bereits zwischen 30 und 90 Minuten sonnen, der Schwarze Hauttyp auch noch länger.
Heute und am morgigen Mittwoch muss verbreitet mit einem UVI zwischen 4 (mittel) und 7 (hoch) gerechnet werden (siehe Grafik auf www.dwd.de/tagesthema). Nur im Nordosten sorgt dichtere Bewölkung für mitunter auch geringere Werte. Unabhängig vom Hauttyp - selbst bei etwas dunkleren - ist daher schon bei kürzeren Aufenthalten in der Sonne das Auftragen von Sonnencreme ratsam. Darüber hinaus sollte man sich zur Mittagszeit im Schatten aufhalten und die Haut nach Möglichkeit bedecken. Wenn man diese Hinweise beachtet, kann man das Wetter bedenkenlos genießen. Das sollte man auch tun, wenn man die Zeit dafür findet. Denn nach Wochenmitte ist das fast frühsommerliche Wetter erst mal wieder Geschichte.
Dipl.-Met. Adrian Leyser
Deutscher Wetterdienst