Der Jahresverlauf der Witterung in Mitteleuropa besteht aus einer Folge typischer Wettersituationen, den "Großwetterlagen". Diese ergeben sich durch weiträumige Luftdruckverteilungen und die daraus resultierenden Strömungsmuster, in Bodennähe sowie auch in den darüber liegenden Luftschichten.
Das Wetter selbst wird dabei vor allem durch die Eigenschaften der in die Zirkulation einbezogenen Luftmassen dominiert. Es kann während der Andauer einer Großwetterlage an einzelnen Orten innerhalb des betrachteten Gebietes durchaus wechseln, der allgemeine Witterungscharakter bleibt jedoch erhalten.
Die seit Anfang April nach Mitteleuropa eingeflossene Meeresluft polaren Ursprungs kam in den letzten Tagen von Westen her unter Hochdruckeinfluss, denn über dem mittleren Nordatlantik entstand ein Hochdruckgebiet, das sich über die Britischen Inseln hinweg nach Osten verlagert, am morgigen Mittwoch mit seinem Schwerpunkt über der südlichen Nordsee liegt und folglich das Wetter in Mitteleuropa dominiert.
Eine derartige Luftdruckverteilung kann man als "Hoch Mitteleuropa" (wissenschaftliche Abkürzung HM) klassifizieren. Die Frontalzone, also der Übergangsbereich zwischen subpolaren und subtropischen Luftmassen, verläuft dabei allgemein in einem weiten, polwärts gerichteten (im Meteorologenjargon "antizyklonal" genannten) Bogen über Skandinavien hinweg. Atlantische Tiefausläufer sind dann i.A. gezwungen, diesen Weg zu nehmen und halten sich von Mitteleuropa fern. Daher garantieren Hochdruckgebiete über Mitteleuropa normalerweise ruhiges und beständiges Wetter, je nach Jahreszeit also Winterkälte oder Sommerhitze.
Im Frühjahr ist "Hoch Mitteleuropa" eher selten anzutreffen, wir haben es also nach Sonnen- und Mondfinsternis mit einer weiteren, kleinen und vielleicht ambivalenten Besonderheit der Natur zu tun. Denn in den kommenden Tagen sorgt der hohe Luftdruck einerseits für Sonnenschein und zunehmende Wärme, andererseits bei klarem Himmel auch noch für kalte Nächte mit Frostgefahr. Außerdem hat unser Frühlingshoch OSTRA eine "weiche Ostflanke", dort kann nämlich feuchte Ostseeluft einfließen, die vor allem in der Nordosthälfte Deutschlands für dichtere Bewölkung mit etwas Sprühregen sorgt.
Zur visuellen Unterstützung des eben Erläuterten sei auf die im Internetangebot des Deutschen Wetterdienstes unter der Rubrik "Spezielle Nutzer/Hobbymeteorologen" angebotenen Boden- und Höhenwetterkarten verwiesen.
Dipl.-Met. Thomas Ruppert
Deutscher Wetterdienst