Fährt man in Deutschland von Flensburg zum Bodensee, so fällt dieses Jahr auf, dass im Norden die Blüte teilweise schon weiter fortgeschritten zu sein scheint als am Bodensee. Normalerweise, so konnten Sie am 21.03.2015 im Thema des Tages nachlesen, wandert der an den Entwicklungsstand der Pflanzen gekoppelte Frühlingsbeginn 30 bis 40 km pro Tag von Südwest nach Nordost. Daher erreicht der Frühling Schleswig-Holstein ca. 2 bis 3 Wochen nach Baden-Württemberg. Die Differenz zwischen Breisgau und Angeln beträgt noch eine Woche mehr. Dass das abweichende Verhalten dieses Jahr nicht nur Einbildung ist, können wir den phänologischen Daten, die Sie auf unserer Homepage finden können, entnehmen. Die Forsythie als Leitpflanze für den Vorfrühling begann ihre Blühzeit entlang der Elbe gleichzeitig mit der am Bodensee. Nur entlang des Rheins war der Blühbeginn noch örtlich zwei, drei Tage früher. Sie war, und auch das kann man den Statistiken entnehmen, im Norden zu früh, im Süden zu spät. Auch bei anderen Pflanzen kann man das gleiche Verhalten feststellen. Das früheste Blühende der Erle im Norden verspätete sich gerade mal zwei Tage gegenüber dem Breisgau, im Linzgau am Bodensee lag es gut eine Woche später. Ein Blick auf die Temperaturen zeigt uns, dass in Schleswig-Holstein im März die Temperaturabweichung vom Normalwert mit 2,3 Grad deutlich über der in Baden-Württemberg mit 1,6 Grad lag und es Norden etwa genauso warm war wie im Süden. Das erklärt schon einen Großteil des etwas verwunderlichen Blicks in die Natur.
Wie geht es nun den Allergikern, die letztes Jahr noch eine "fürchterliche" Blühverfrühung von mehreren Wochen und damit einhergehend eine noch längere Leidenszeit hatten. Das Allergikerärgernis Hasel war dieses Jahr nur 8 Tage zu früh (letztes Jahr blühte sie 20 Tage zu früh (-20)), die Erle war dieses Jahr etwas später dran (letztes Jahr -20 Tage ) und die Saalweide verspätet sich 2015 um 4 Tage (-12). Esche und Birke beginnen gerade "planmäßig" mit ihrer Blüte (beide -15). Die Natur ist also nicht weit von dem Normalzustand der letzten Jahre entfernt. Im Vergleich zu der noch immer aktuellen Klimanormalperiode 1961-1990 würden wir aber eine deutliche Verfrühung feststellen.
Wer sich alles im Detail anschauen möchte, findet die Informationen auf unser Homepage dwd.de (obere Reihe: Klima und Umwelt anklicken; dann linke Spalte unter Klima aktuell > Phänologie)*
Dipl.-Met. Christoph Hartmann
Deutscher Wetterdienst