Am gestrigen Dienstag wurde Deutschland von einem ausgewachsenen Frühjahrssturm heimgesucht. Das Orkantief NIKLAS zog dabei von Schottland kommend über die Nordsee nach Südjütland und von dort aus weiter über die südliche Ostsee ins Baltikum. Es befindet sich momentan (11 Uhr MESZ) mit einem Kerndruck von gut 984 hPa über Litauen. Der tiefste gemessene Kerndruck wurde gestern um 6 Uhr MESZ mit 971,4 hPa an der Plattform Ekofisk in der zentralen Nordsee erreicht. Dem gegenüber stand und steht ein Hochdruckgebiet über dem Nordostatlantik. Dort wurden Luftdruckwerte von über 1035 hPa gemessen. Entsprechend groß war und ist auch das Luftdruckgefälle über weiten Teilen Europas. Die Natur versucht, diese Luftdruckunterschiede auszugleichen. Das geschieht durch in diesem Fall ausgesprochen kräftigen Wind. Zudem konnten durch starken vertikalen Austausch in der Atmosphäre besonders bei kräftigen Schauern und Gewittern Böen aus höheren Luftschichten heruntergemischt werden (siehe auch gestriges Thema des Tages).
Dabei wurden im Messnetz des Deutschen Wetterdienstes folgende Windspitzen erreicht, wobei hier nur (extreme) Orkanböen ab 118 km/h aufgeführt sind:
Lagen höher als 750 Meter:
Zugspitze (BY) 192 km/h Brocken (ST) 162 km/h Fichtelberg (SN) 156 km/h Hohenpeißenberg (BY) 155 km/h Feldberg/Schwarzwald (BW) 151 km/h Großer Arber (BY) 145 km/h Altenstadt (BY) 140 km/h Hornisgrinde (BW) 133 km/h Halblech-Bayerniederhofen (BY) 122 km/h Wasserkuppe (HE) 119 km/h
Küste:
Spiekeroog (NI) 140 km/h Strucklahnungshörn (SH) 126 km/h Sankt Peter-Ording (SH) 122 km/h Nordholz-Flugplatz (NI) 122 km/h Bremerhaven (HB) 122 km/h Norderney (NI) 122 km/h Putlos (SH) 119 km/h
sonstige Lagen:
Weinbiet (RP) 148 km/h Stötten (BW) 137 km/h Gütersloh (NRW) 126 km/h Harburg (BY) 123 km/h Potsdam (BB) 120 km/h München-Stadt (BY) 120 km/h Berlin-Dahlem (FU) (BL) 119 km/h Chieming (BY) 119 km/h Göttingen (NI) 119 km/h Wunsiedel-Schönbrunn (BY) 119 km/h
Allgemein lässt sich sagen, dass in tiefen Lagen verbreitet Böen der Stärke 8 bis 10, zeitweise auch 11 und vereinzelt 12 auftraten. Schwerpunkte der orkanartigen Böen und Orkanböen waren die Küstengebiete (mit Ausnahme Vorpommerns), einige Stationen in Bayern und die exponierten Gipfellagen.
Auch wenn NIKLAS mittlerweile abgezogen ist, so beeinflusst uns sein Sturmfeld weiterhin. Daher muss auch heute und morgen noch verbreitet mit starken bis stürmischen Böen, bei Schauern, an der Küste und im Bergland mit teils schweren Sturmböen gerechnet werden. In exponierten Gipfellagen sind weiterhin orkanartige Böen oder Orkanböen möglich. Erst in der Nacht zum Karfreitag beruhigt sich die Windsituation merklich. Bis zum Ostersonntag sind dann in erster Linie nur noch Berglagen von starken bis stürmischen Böen betroffen. Am Ostermontag wird es abgesehen vom Küstenbereich allgemein meist schwachwindig.
M.Sc. Met. Stefan Bach
Deutscher Wetterdienst