Feuchte ist nicht gleich Feuchte

Die Luftfeuchtigkeit ist eine der zentralsten Größen in der Meteorologie. Sie trifft im Allgemeinen eine Aussage darüber, wie viel Wasserdampf sich in der Luft befindet. Ohne diesen Feuchteanteil würde es das Wetter, so wie wir es auf unserem Planeten kennen, nicht geben. Auf der Hand liegt beispielsweise, dass sich ohne Luftfeuchtigkeit keine Wolken und in der Folge auch kein Niederschlag bilden könnte. Wie es dann auf der Erde aussehen würde, darf sich jeder selbst ausmalen.

Feuchte, also der Wasserdampfgehalt in der Luft, ist demnach ungemein wichtig. Doch Feuchte ist nicht gleich Feuchte. In der Meteorologie unterscheidet man eine Vielzahl verschiedener Feuchtemaße, mit denen man die Luftfeuchtigkeit beschreiben kann.

Am bekanntesten dürfte wohl die relative Luftfeuchte sein, hängt doch nicht zuletzt in vielen Haushalten ein entsprechendes Messinstrument (Hygrometer) an der Wand. Sie beschreibt das Verhältnis zwischen dem tatsächlichen und dem maximal möglichen Wasserdampfgehalt des betrachteten Luftvolumens (meistens 1 m^3 Luft) und wird üblicherweise in Prozent angegeben. Eine relative Luftfeuchte von 100 % bedeutet also, dass die Luft genauso viel Wasserdampf enthält, wie es ihr maximal möglich ist. Sie ist dann also gesättigt und kann keinen weiteren Wasserdampf mehr aufnehmen. Tut sie es doch, kondensiert dieser überschüssige Wasserdampf und es entstehen Wolken.

Wie viel Wasserdampf nun ein bestimmtes Luftvolumen aufnehmen kann, hängt von der Lufttemperatur ab. Wärmere Luft kann dabei mehr Wasserdampf aufnehmen als kältere. Das äußert sich zum Beispiel häufig darin, dass nachts die relative Luftfeuchte oftmals deutlich höher ist als tagsüber. In der Nacht sinkt die Lufttemperatur in der Regel und dementsprechend auch das Wasserdampf-Aufnahmevermögen der Luft. Der tatsächliche, also absolute Wasserdampfgehalt, bleibt dabei aber im Allgemeinen nahezu unverändert (wenn man von Tau- oder Reifbildung absieht), sodass unter dem Strich die relative Luftfeuchte zunimmt. Vor allem im Herbst und im Winter erreicht die relative Luftfeuchte dann auch gerne mal 100 %, sodass sich Nebel bildet.

Eben war die Rede vom absoluten Wasserdampfgehalt. Dieser beschreibt ein weiteres in der Meteorologie gebräuchliches Feuchtemaß, nämlich die absolute Feuchte. Sie gibt den tatsächlichen Wasserdampfgehalt des betrachteten Luftvolumens meist in Gramm pro m^3 Luft an und ist, im Gegensatz zur relativen Luftfeuchte, temperaturunabhängig. Doch wie viel Wasserdampf kann denn nun 1 m^3 Luft aufnehmen? Bei einer Lufttemperatur von 0 Grad (Celsius) gilt bei einer Wasserdampfmenge von 5 g der Ausspruch "Oberkante Unterlippe". D.h. die Luft ist gesättigt und kann keinen weiteren Wasserdampf aufnehmen, ohne den Kondensationsprozess einleiten zu müssen. Bei 15 Grad ist bei knapp 13 g, bei 30 Grad erst ab 30 g Schluss mit der Wasserdampfaufnahme. Etwas mehr als 1 g Wasserdampf reicht dagegen schon aus, um die Luft bei frostigen -20 Grad "satt" zu bekommen.

Feuchte ist also nicht gleich Feuchte, aber egal ob relativ oder absolut: Relativ "feucht" hergehen wird es mit absoluter Sicherheit auch am kommenden Wochenende, denn die 5. Jahreszeit nähert sich ihrem Höhepunkt.

Dipl.-Met. Tobias Reinartz

Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 13.02.2015
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