Die nach Mitteleuropa gelangte Nordseeluft kam unter dem Einfluss des mächtigen Hochdruckgebietes GABRIELA zur Ruhe. Jedoch im Winterhalbjahr sind derartige Hochdruckwetterlagen ambivalent. Einerseits sorgt vertikal absinkende, unter höheren Druck gelangende und sich durch Kompression adiabatisch erwärmende Luft prinzipiell für Bewölkungsauflösung und damit sonniges Wetter. Andererseits ist die Strahlungsbilanz der Erdoberfläche wegen des tiefen Sonnenstandes und der langen Nächte im Spätwinter in unseren Breiten noch deutlich negativ. Die absinkende und sich erwärmende Luft trifft also auf eine feucht-kühle Grundschicht.
In der Folge beobachtet man im vertikalen Temperaturverlauf in der Atmosphäre vom Erdboden ausgehend zunächst den üblichen Temperaturrückgang mit zunehmender Höhe, bevor die Temperatur plötzlich stark ansteigt. Diese "Temperaturumkehr" nennt man "Inversion". Weiter aufwärts sinkt die Temperatur erneut, und zwar durch die gesamte Troposphäre hindurch, bis bei Erreichen der Tropopause eine erneute Temperaturumkehr oder wenigstens vertikale Isothermie einsetzt.
Inversionen fungieren allgemein als Sperrschichten, sie verhindern den vertikalen Austausch. In der atmosphärischen Grundschicht reichern sich unterhalb von Inversionen Kondensationskeime an. Durch nächtliche Abkühlung sinkt die Temperatur unter den Taupunkt und der in der feuchten Luftmasse enthaltenen Wasserdampf kondensiert. Somit kann sich am Boden Nebel bilden, in der Höhe unterhalb der Absinkinversion entstehen zunächst Schichtwolken (Stratus) bzw. Hochnebel, bei längerer Andauer der Wetterlage durch thermische Umlagerungsprozesse Haufenschichtwolken (Stratocumulus).
Wegen der noch geringeren Intensität der solaren Strahlung zu dieser Jahreszeit lösen sich Nebel und Wolken am Vormittag oftmals nur zögernd, z.T. auch gar nicht auf. Dann kann in tiefen und mittleren Lagen trübes und bei Auftreten von Nebelnässen oder Sprühregen nasskaltes Wetter herrschen. Oberhalb der Inversion, etwa in Gipfellagen des Berglandes, dagegen klarer Himmel mit guter Fernsicht und milden Temperaturen.
Die heutige Inversion ist in ganz Deutschlands sehr gut ausgeprägt, ihre Untergrenze, also der Beginn der vertikalen Temperaturzunahme, liegt bei 700 bis 800 m Höhe. So beträgt die aktuelle Temperatur heute um 09:00 UTC auf dem Brocken im Harz (Stationshöhe 1133 m) 6,3 °C (Taupunkt -10,7 °C, d.h. sehr trockene Luft) bei 70 km Sichtweite, während es in Braunlage am Fuße des Hochharzes (607 m Stationshöhe) -1,2 °C sind, dazu Nebel mit 300 m Sichtweite.
Wer den Brocken oder andere deutsche Mittelgebirgsgipfel bei prächtigem Sonnenschein über einem Meer aus Nebel und Wolken genießen möchte, sollte den jeweiligen Berg besteigen und sich zuvor im Internet einen Schnappschuss per Webcam gönnen.
Dipl.-Met. Thomas Ruppert
Deutscher Wetterdienst