In Deutschland schien gestern südlich einer gedachten Linie Niederrhein - Berlin verbreitet die Sonne. Nördlich der Donau wurden mit örtlich über 9 Stunden teilweise mehr als 90% der astronomisch möglichen Sonnenscheindauer erreicht. Die Höchstwerte betrugen im Sonnenschein zwischen -2 Grad an der Donau und 4 Grad am Niederrhein. Heute Nacht zog eine Kaltfront von Norden nach Süden und trotz überwiegend starker Bewölkung erwarten wir heute insbesondere zwischen Main und Donau höhere Temperaturen als gestern. Das hört sich zunächst etwas widersprüchlich an, lässt sich aber leicht erklären. Schauen wir uns die freie Atmosphäre an, so hat die Kaltfront z.B. in
1500 m Höhe zu einem Temperaturrückgang von -3 auf -7 Grad geführt. Die Analyse einer Kaltfront ist also korrekt. Ein Blick auf die Tiefstwerte von Samstag früh zeigt uns in dem gestern sonnigen Bereich in allen Höhenstufen Tiefstwerte zwischen -5 und - 11 Grad. Heute früh meldeten dort die Stationen hinter der Kaltfront Tiefstwerte zwischen +2 und -5 Grad, mit den kalten Temperaturen nur in den Höhenlagen. Im Norden stiegen die Tiefstwerte hinter der Kaltfront von vorher -6 bis -9 Grad auf Werte über den Gefrierpunkt. Offensichtlich ist es also in den Niederungen hinter der Kaltfront deutlich wärmer geworden, in der Höhe kälter.
Das liegt daran, dass sich durch nächtliche Ausstrahlung Kaltluft bildet. Sie ist schwerer als warme Luft und fließt daher in die Niederungen. Im meteorologischen Winter steht aber die Sonne sehr niedrig und ist daher zu schwach, diese Luft durch Erwärmung des Erdbodens zu durchmischen. Damit hält sich auch bei Sonnenschein die kalte Luft in Bodennähe. Um den normalen Temperaturverlauf (nach oben hin immer kälter) in der unteren Atmosphäre wieder herzustellen, braucht es daher Wind, der die bodennahe Kaltluft ausräumt. Diesen Wind brachte uns die Kaltfront. Böen gab es bis 40 km/h nördlich der Donau, im Norden und Mittelgebirgslagen bis zu 90 km/h und auf den Gipfellagen von Erzgebirge und Harz entsprach die Windgeschwindigkeit in Böen mit bis zu 143 km/h sogar Orkanstärke. Wir sehen also, dass und warum es hinter einer Kaltfront in den Niederungen wärmer werden kann. Da die Kaltfront dort zu einer Erwärmung führt, bezeichnen wir sie als maskierte Kaltfront, womit auch die Überschrift vom Tagesthema erklärt wäre.
Dipl.-Met. Christoph Hartmann
Deutscher Wetterdienst