"Brrr...ist das kalt und unangenehm!" Derzeit ist in ganz Deutschland nachts mit Frost, teilweise auch mit strengem Frost zu rechnen. Selbst tagsüber kann das Quecksilber im Thermometer an vielen Orten nicht über die Null-Grad-Grenze schreiten, sodass dort sogenannte Eistage herrschen. Die gemessenen Temperaturen entsprechen aber nicht immer unserer Empfindung. Daher fiel im gestrigen Thema des Tages "Frost" (03.02.2015) auch der Begriff "Windchill Effekt". Der Windchill Effekt beschreibt die Abkühlung der Haut durch eine erhöhte Windgeschwindigkeit. Das geschieht genau dann, wenn die Hauttemperatur über der Lufttemperatur liegt. Je nachdem wie stark die Differenz zwischen der Haut- und Lufttemperatur und wie hoch die Windgeschwindigkeit ist, fällt die sogenannte "Windchill Temperatur" (kurz: Windchill) aus. Diese Temperatur wird häufig in den USA als auch in Kanada genutzt, um die Bevölkerung vor der Gefahr von Gewebserfrierungen zu warnen (USA: http://www.nws.noaa.gov/om/windchill ; Kanada: http://www.msc.ec.gc.ca/windchill/index_e.cfm). Der Windchill beschreibt die Temperatur, bei der die gleiche windbedingte Abkühlungswirkung auf der Haut auftritt wie unter meteorologischen Standardbedingungen - ähnlich wie bei der gefühlten Temperatur. Allerdings werden hier nicht die Luftfeuchtigkeit sowie die Sonneneinstrahlung betrachtet, sondern nur der Einfluss des Windes. Daher eignet sich der Windchill zur Bewertung der thermischen Belastung nur bei überwiegend kalten (winterlichen) Wetterabschnitten, bei denen diese beiden Parameter nur einen geringen bis gar keinen Einfluss ausüben. In Deutschland ist dagegen die gefühlte Temperatur geläufiger, die auch die Grundlage für den vom DWD vorhergesagten "Thermischen Gefahrenindex" (Kältestress / Wärmebelastung) sowie den "Gefahrenindex - Wetterfühligkeit" (Auswirkungen auf das körperliche Befinden) darstellt. Die gefühlte Temperatur beschreibt die Temperatur, die mit angemessener Kleidung, bei mittlerer Luftfeuchtigkeit und Windstille (beispielsweise bei einem Spaziergang im Schatten) empfunden wird. Daher ist die gefühlte Temperatur unter warmen, sonnigen und windschwachen sommerlichen Bedingungen höher als die gemessene Temperatur. Im Winter fällt die gefühlte Temperatur vor allem bei windigem Wetter geringer aus. Im Extremfall können in Mitteleuropa bis zu 15 Grad Unterschied zwischen gefühlter und gemessener Temperatur liegen. Doch wie kann die gefühlte Temperatur bestimmt werden? Der DWD nutzt dafür ein Modell, das den Wärmehaushalt des sogenannten "Klima-Michels" bewertet. Der Klima-Michel ist ein Modellmensch, der das Wärmeempfinden des Menschen wiedergeben soll. Dabei sind Parameter wie Größe, Gewicht oder Alter festgelegt. Die Bekleidung wird zwischen leichter Sommer- und dicker Winterbekleidung den meteorologischen Bedingungen angepasst. Die gefühlten Temperaturen zwischen 0 und 20 Grad würden Behaglichkeit bedeuten, gefühlte Temperaturen unter 0 Grad ein Kälte- und über 20 Grad ein Wärmegefühl. Die Abbildung auf unserer Homepage unter "Thema des Tages" => [mehr] zeigt die Vorhersage der Lufttemperatur (in 2 m Höhe), des Windchills und der gefühlten Temperatur in Grad Celsius für Donnerstagmorgen. Die Vorhersagen basieren auf den Daten von heute 00 UTC (1 MEZ) des deutschen COSMO-EU Modells. Während am Donnerstag um 7 MEZ die Lufttemperatur in Deutschland zwischen 0 und -15 Grad liegt, fallen die Werte der gefühlten Temperatur als auch des Windchills in den Bereich von -3 bis -24 Grad. Auffällig ist dabei die zum Teil starke Differenz zwischen der Lufttemperatur und dem Windchill bzw. der gefühlten Temperatur von meist über 5 Grad, häufig auch über 10 Grad. Zwischen dem Windchill und der gefühlten Temperatur fallen die Unterschiede von meist 2 Grad eher gering aus, wie es für die kalte Witterung zu erwarten ist. Für weitere Informationen und Vorhersagen zur gefühlten Temperatur und Befindensbeeinträchtigungen sei unsere Seite www.dwd.de/biowetter und für Begrifflichkeiten unser Wetterlexikon unter www.dwd.de/lexikon empfohlen. M.Sc.-Met. Anna Wieczorek Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 04.02.2015 Copyright (c) Deutscher Wetterdienst