"Vollwetter" für Deutschland Beim Blick auf die Prognosen verschiedener Wettermodelle kann der Atem eines Meteorologen derzeit durchaus mal ins Stocken geraten. Sie deuten für die kommende Woche fast durchweg "Vollwetter" an, wie im branchenüblichen Jargon ein sehr wechselhafter, dynamischer und aus wissenschaftlicher Sicht auch überaus spannender Wetterverlauf gern bezeichnet wird. Doch die meisten Menschen in Deutschland würden bei Einsicht der aktuellen Prognosen eher ein Gefühl des Unwohlseins empfinden. Denn über weite Strecken der nächsten Woche werden wir es nicht nur mit einem eher ungemütlichen Wettercharakter zu tun haben, sondern auch mit verschiedensten Wettergefahren. Wind Die Sturmserie der ersten und zweiten Januardekade wird vielen noch lebhaft in Erinnerung sein. Nachdem zuletzt eine Wetterlage mit sehr schwachen Luftdruckgegensätzen und damit eine Phase der Beruhigung eingetreten ist, kommt der Nordatlantik nun wieder richtig in "Fahrt". Es entstehen wieder vermehrt kräftige Tiefdruckgebiete über dem Nordatlantik, die zunehmend auch Einfluss auf Mitteleuropa nehmen werden. Vor allem in der zweiten Wochenhälfte steigt das Sturmpotenzial signifikant an. Die meisten Wettermodelle sehen intensive Tiefdruckgebiete vom Nordatlantik nach Skandinavien ziehen und mit ihrem Sturmfeld auch weite Teile Deutschlands beeinflussen. Die Gefahr einer ausgeprägten Orkanlage scheint nach derzeitigem Stand sehr gering, ist aber noch nicht ganz gebannt. Besonders kleinräumige, sich schnell entwickelnde und fortbewegende Randtiefs können die Sturmlage kurzfristig noch einmal verstärken. Niederschläge (Regen, Schnee, Hochwassergefahr) Mit wiederholtem Übergreifen der Ausläufer atlantischer Tiefdruckgebiete und dem Heranführen feuchter Meeresluft erwartet Deutschland eine bemerkenswert niederschlagsreiche Wetterphase. Davon betroffen sind vor allem die Mittelgebirge, ganz besonders aber die Alpen. Vor allem im Hinblick auf die Abschätzung der Hochwassergefahr ist darüber hinaus die Frage nach der Niederschlagsphase von großer Bedeutung. Um die Schneefallgrenze genau abschätzen zu können, bedarf es u. a. einer exakten Vorhersage der Zugbahn und Intensität der Tiefdruckgebiete. Hier gibt es naturgemäß noch Unsicherheiten. In den Mittelgebirgen werden sich im Verlaufe der Woche immer wieder mal winterliche Verhältnisse einstellen können. Während dort jedoch vorübergehendes Tauwetter mit Regen bis in die höchsten Lagen möglich und in Verbindung mit der Schneeschmelze dann allgemein große Hochwassergefahr an kleineren Flüssen anzunehmen ist, dürfte es in den Hochlagen der Alpen durchweg für Schneefall reichen. Erhebliche Neuschneemengen, Schneebruch, Schneeverwehungen und hohe Lawinengefahr könnten hier bis zum Wochenende Einzug halten. Tendenziell steigen zum Ende der Woche und am Wochenende die Chancen auf Winterwetter auch im Flachland. Im weiteren Verlauf stehen die Chancen, dass aus dem "Vollwetter" ein "Vollwinter" wird, also gar nicht mal so schlecht. Und das findet dann wohl zumindest die Mehrheit der jungen Bevölkerung "voll gut". Dipl.-Met. Adrian Leyser Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 25.01.2015 Copyright (c) Deutscher Wetterdienst