Was für eine Maskerade?! Manch einer hat sich vielleicht bereits auf einem der nun vielerorts stattfindenden Faschingsbälle vergnügt, ob verkleidet oder nicht. Doch was hat das jetzt bitte mit dem Wetter zu tun? Natürlich ist es wichtig, zu wissen, ob man sich bei Hin- und Rückreise zu diesen Veranstaltungen auf glatte Straßen einstellen muss oder nicht, doch das soll hier nicht Thema sein. In der Tat spielt sich auch beim Wetter hin und wieder eine Maskerade ab. "Maskierte Kaltfronten" sind das Stichwort (bzw. die Stichwörter). Würde man bei einer Quizshow die Frage gestellt bekommen "Was passiert hinter einer Kaltfront? - A: Es wird kälter. B: Es wird wärmer.", würden viele sicherlich Antwort A "Es wird kälter." wählen. Ganz so einfach ist es aber nicht, denn tatsächlich kann die Temperatur mit Durchzug einer Kaltfront auch ansteigen (zumindest in den bodennahen Luftschichten). Man spricht dann von einer maskierten Kaltfront (kurz auch: maskierte Front). Maskierte Fronten treten hauptsächlich im Winter auf. Nachts strahlt der Boden Wärme ab und kühlt sich dadurch stärker ab, als die darüber befindliche Luft in den untersten Atmosphärenschichten. In der Folge nimmt dort die Temperatur mit der Höhe zu und man spricht von einer sogenannten bodennahen Inversion. Im Sommer hat sich eine nächtliche Inversion meist schon in den Vormittagsstunden wieder aufgelöst, da die recht steil einfallende Sonnenstrahlung den Boden rasch erwärmt. Im Winter kann sich eine bodennahe Inversion aufgrund der langen Nächte und der nur flachen Einstrahlung vor allem bei ruhigen Hochdrucklagen schon mal mehrere Tage halten. In den Niederungen ist eine Inversion auch häufig noch mit zum Teil zähem Nebel oder Hochnebel verbunden, während auf den Bergen, oberhalb der Inversion, die Sonne scheint. In der Meteorologie spricht man auch von einer schlechten Durchmischung der Luftschichten. Bildlich gesprochen fehlt bei einer solchen Lage der Löffel, der diese Suppe mal so richtig umrührt. Hier kommt nun unsere maskierte Front ins Spiel. Mit dem Durchzug der Kaltfront wird die bodennahe "Kaltlufthaut" mit der darüber befindlichen wärmeren Luft vermischt. Als Endergebnis befindet sich nun am Boden wärmere und darüber vergleichsweise kältere Luft, die Inversion wurde also abgebaut. Damit sind diese Luftschichten nun gut durchmischt und die Kaltfront führte in diesem Fall zu einem Temperaturanstieg in Bodennähe. Zur Veranschaulichung dieses Prozesses ein kleines Beispiel, das Sie zuhause ganz einfach nachmachen können: Schüttet man Essig und Öl in ein Glas, so wird man nach kurzer Zeit feststellen, dass sich der Essig aufgrund seiner höheren Dichte am Boden des Glases ausbreitet und darüber das vergleichsweise leichtere Öl zu liegen kommt. Der Essig repräsentiert also die kalte, das Öl die wärmere Luft. Verschließt man nun das Glas und schüttelt es (entspricht dem Durchzug der Kaltfront), sieht man, dass sich beide Flüssigkeiten vermischt haben, der Glasinhalt ist nun also gut durchmischt. Neben dem anschaulichen Aspekt hat obiges Beispiel aber auch noch einen weiteren praktischen Nutzen. Denn mit der Essig-Öl-Mischung lässt sich sicherlich ein leckeres Salatdressing zaubern. Dipl.-Met. Tobias Reinartz Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 23.01.2015 Copyright (c) Deutscher Wetterdienst