Schnellläufer Alexander Im Jahr 2015 haben die Männer wieder die Ehre, ihre Namen mit den Tiefdruckgebieten zu teilen. Das erste Tief, dem das meteorologische Institut in Berlin in diesem Jahr einen Namen gegeben hat, ist gleich eine besonders interessante Tiefdruckvariante, nämlich ein Schnellläufer. Ein Schnellläufer erhält seinen Namen aufgrund der Geschwindigkeit, mit der er sich bewegt. Alexander erschien uns erstmals in der 6 Uhr Analyse am Neujahrstag vor Neufundland und wird dann bis heute Abend, wo er über Deutschland erwartet wird, gut 5000 km zurückgelegt haben. D.h seine Geschwindigkeit betrug 5000km/84h ~ 60 km/h. Ein klassisches Tief schafft während seiner Entwicklungszeit etwa 40 km/h und wird dann immer langsamer. Der typische Entstehungsort dieser Schnellläufer ist die Kaltfront eines Muttertiefs, wenn dort bestimmte atmosphärische Bedingungen erfüllt sind. Alexanders Muttertief heißt, da aus 2014 stammend, Lina und erreicht gerade die Grenze zwischen Finnland und Russland. Es ist innerhalb der letzten 84 Stunden nicht mal halb so schnell gezogen wie Alexander. Die Kaltfront, an der sich der Schnellläufer entwickelte, hat gestern ganz Deutschland teilweise mit Glatteisunwettern überquert. Viel Tempo in der Atmosphäre ist gleichzusetzen mit viel Aktion. Da haben die Schnellläufer einiges zu bieten: Viel Wind und kräftige Niederschläge. Uns Meteorologen stellen sie vor große Probleme, nämlich die "Nichtvorhersagbarkeit" im Sinne der Genauigkeit, die heutzutage erwartet wird. So wissen wir nicht genau genug wann und wo der Tiefausläufer über Deutschland hinwegziehen wird. Die Wettervorhersagemodelle bekommen das auch nicht in den Griff, da das Entstehungsgebiet in einer datenarmen Gegend liegt und sie daher mit diversen wissenschaftlichen Kniffen dieses Datenvakuum auffüllen müssen. Das machen die Modelle unterschiedlich und infolgedessen berechnen alle Modelle verschiedene Intensitäten und Zugbahnen. Wenn sie in der rechten Spalte auf mehr klicken, finden sie ein Bild, welches die Wolken und Niederschlagsgebiete von Alexander, ausgehend von den Kenntnissen gestern 01 Uhr, zeigt. (Die zugehörigen Isobaren finden Sie auf unserem gestrigen Facebookposting.) Das dicke T passt zu den Wolken und Niederschlagsfeldern, die kleinen Ts zeigen, wo andere Modelle den Tiefkern zum gleichen Zeitpunkt vorhergesagt haben. Die maximale Differenz beträgt nahezu 500 km. Der Zeitunterschied zwischen den verschiedenen Modellen beträgt also etwa 9 Stunden. Dass die Niederschlagsgebiete je nach Modell anders angeordnet sind, erleichtert uns die Arbeit auch nicht gerade. Auf dem Bild sehen wir auch, dass es auf engstem Raum Übergänge zwischen Regen und Schnee mit der dazugehörigen Warnproblematik gibt. Die unterschiedlichen Windfelder kann man den Isobaren auf Facebook entnehmen. Selbst jetzt, 30 Stunden nach der obigen Vorhersage und nur etwa 9 Stunden vor dem Durchzug von Alexander sind die Probleme noch immer virulent; immerhin hat sich bei den verschiedenen Modellergebnissen der Abstand des westlichsten und östlichsten Tiefkerns(Pfalz, Westsachsen) auf 300 km verringert. Wir müssen uns also heute auf viel Wind, Schnee(verwehungen), Regen, vereinzelt mit Glatteis, und im Süden auf kurzzeitiges starkes Tauwetter bis in die Gipfellagen einstellen; örtlich auf Unwetterniveau. Was wann und wo tatsächlich eintritt, werden wir, wie oben beschrieben, erst relativ kurz vor dem Ereignis herausfinden und die Kunden davor warnen können. P.S. Aus aktuellem Anlass erscheinen erst morgen die Spitzenreiter vom Dezember 2014. Dipl.-Met. Christoph Hartmann Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 03.01.2015 Copyright (c) Deutscher Wetterdienst